Ralf Heinrich Arning
Die Täuschung.
E in Mann, der vielen Wein mußt in dem Kopfe tragen,
Stand Nachts vor einem Zaun sein Wasser abzuschlagen,
Da kam ihm ein Geräusch von einem Brunnenrohr,
Das in der Nähe war, in sein betäubtes Ohr.
Er horcht und horcht und horcht, und dieses laute Fließen
Meint er zuletzt, es sey sein eigenes Ergießen,
Der Wächter, welcher ihn um neun Uhr hat gesehn,
Sah ihn um zehn Uhr noch an seinem Zaune stehn.
Ach, sprach der trunkne Mann, wißt ihr mir nicht zu rathen?
Zwei Stunden piss’ ich schon an diese Palisaden,
Noch rollt es immer fort, noch ist der Fluß nicht aus –
Der Wächter klärt ihn auf, beschämt geht er nach Haus.
Samuel Friedrich Sauter
Samuel Friedrich Sauter, «Die Täuschung», in: Die sämmtlichen Gedichte des alten Dorfschulmeisters Samuel Friedrich Sauter, welcher anfänglich in Flehingen, dann in Zaisenhausen war und als Pensionär wieder in Flehingen wohnt. Mit zwei Abbildungen. Auf Kosten des Verfassers. Karlsruhe, in Commission bei Creuzbauer und Hasper 1845, S. 273

Nach Korrekturanweisung auf S. 479 f. des Buches wurden «gesehen» in «gesehn» und «stehen» in «stehn» korrigiert.

Die Rechtschreibung wurde beibehalten, die Typographie, wie Ligaturen und langes S, wurde vernachlässigt.

Textauswahl und -erfassung
Ralf Heinrich Arning
Erstveröffentlichung: 09.08.2011
Letzte Änderung: 09.08.2011
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Gestaltung und Textauswahl: Ralf Heinrich Arning Erstveröffentlichung: 09.08.2011 Letzte Änderung: 17.11.2011
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