Das Melanchthonfest in Bretten
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den 25. Junius 1830
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M elanchthon, Luthers rechte Hand,
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Der vor dreihundert Jahren
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Den Kampf mit jenen Herrn bestand,
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Die dort in Augsburg waren;
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Der Edle, der aus Bretten war,
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Und trefflich hat gelehret,
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Ward heut von einer großen Schaar
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Dahier mit Glanz verehret.
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Das Fest, das ihm die Geistlichkeit
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Aus Würtemberg gegeben,
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Ward ihm aus reinem Dank geweiht
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Für sein so edles Streben.
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Zu schätzen, was der Stadt geschah,
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Sind alle Herrn aus Bretten
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Mit Lust und Freude, wie man sah
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der Feier beigetreten.
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Sie standen vor Melanchthons Haus
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Mit ehrfurchtsvollen Blicken;
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Die frohe Stadt ließ es voraus
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Mit Blumenkränzen schmücken.
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Von da ist man in einem Zug
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Hin in die Kirch gegangen,
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Wo, während man die Orgel schlug,
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Die Lehrer herrlich sangen.
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Nun ließen zwei Dekane sich
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In schönen Reden hören,
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Warum sie heut so feierlich
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Den Mann aus Bretten ehren.
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Vom Gotteshause gieng der Zug
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Fort in die Post zum Mahle,
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Wo man viel Guts zur Tafel trug
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In einem großen Saale.
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Jetzt als der Mund der Gäste schwieg,
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Beschäftigt nur mit Zehren,
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Ließ sich die schöne Stadtmusik
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Im Nebensaale hören.
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Als alle Gäste waren satt
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Vom Löffeln, Gabeln, Tunken,
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Ward auf Melanchthons Vaterstadt
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Ein Lebehoch getrunken.
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Ein Lebehoch dem Fürstenpaar
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In Würtemberg und Baden,
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Bei denen Kirche und Altar
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Aufs Beste sind berathen.
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Ein Lebehoch der Brüderschaft
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Die heute war gestiftet
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Mit Herzensworten voller Kraft,
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Indeß der Wein gedüftet.
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Ein Lebehoch dem Herrn der Post,
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Bei dem sie herrlich speisten,
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Worauf sie dann nach Süd und Ost
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Spät in die Heimath reisten.
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Das war ein wonniger Genuß,
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Ein Ehrenfest ganz gleißig,
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Am fünfundzwanzigsten Junius
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Jahrs Achtzehnhundert dreißig.
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Samuel Friedrich Sauter
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