Die Hoffnung.
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Und was ich gesucht im Sonnenlicht
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Soll ich es nimmer finden?
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Mit den Abendschimmern zog ich fort,
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Sie sanken tiefer von Ort zu Ort,
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Der letzte wollte verschwinden.
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Und mit dem letzten funkelnden Schein
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Was sah ich vor mir fliehend?
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Eine hohe dämmernde Weibsgestalt,
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Mich grausend und wie mit Wundergewalk
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Ihre dunklen Wege ziehend.
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Sie schaute nicht her, sie schwankte fort —
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Was trug sie auf dem Arme?
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Ein lächelndes Kind mit Sternenblick,
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Es neigte sich um, es sah zurück,
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Und breitete mir die Arme.
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„O Hoffnung! liebliches Kind der Nacht,
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Bist du es, mein Verlangen?“
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Ich riefs: „Komm an mein liebendes Herz!“
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Das Sternenaug flog himmelwärts,
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Nur die Nacht hielt mich umfangen.
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G. A. H. Gramberg.
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Gerhard Anton Hermann Gramberg, «Die Hoffnung», in: Taschenbuch zum geselligen Vergnügen, herausgegeben von W. G. Becker, Zwei und Zwanzigster Jahrgang 1812, Mit Königl. Sächsischem allergnädigstem Privilegio, Leipzig bei Johann Friedrich Gleditsch, S. 248
Die Rechtschreibung wurde beibehalten, die Typographie, wie Ligaturen und langes S, wurde vernachlässigt.
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Textauswahl und -erfassung
Ralf Heinrich Arning
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Erstveröffentlichung: 07.09.2009
> Letzte Änderung: 07.09.2009
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